Jochen 'Nunz' Herz

   

KAP: Kamerahalterung Nr. 2, ferngesteuert

Diese Kamerahalterung wird vom Boden aus ferngesteuert und kann über 3 Servomotoren in alle Richtungen gedreht und ausgelöst werden.werden. Folgende Skizze zeigt den grundsätzlichen Aufbau von ferngesteuerten Kamerahalterungen:

KAP-RIG
Ferngesteuerte KAP-RIG (hier zur großen Darstellung)

Arbeitsweise:
In die Leine eines genügend zugstarken Drachens wird die hier vorgestellte Kameraaufhängung etwa 5-10 Meter unterhalb des Drachens angebracht und dann vom Drachen mit in die Luft gehoben. Hat man die gewünschte Höhe erreicht, so erlaubt die hier vorgestelte Kamera das exakte Ausrichten der Kamera in alle Richtungen und das Auslösen per Funkfernbedienung. Durch die Verwendung einer Kamera mit Motor für den Weitertranmsport der Bilder kann so ein ganzer Film in der Luft belichtet werden, ohne den Drachen wieder einholen zu müssen,

Baumaterial:
Beim Bau des Gehäuses wurde Wert auf geringes Gewicht, leichte Verarbeitung der verwendeteten Stoffe und auf bezahlbare Materialien gelegt. Das Gehäuse selbst wurde daher aus handelsüblichen Aluminium-Kantstücken zusammengesetzt, die jeder Baumarkt vorrätig hat. Dier Servos stammen ebenso wie die verwendeten Zahnräder von Conrad-Elektronik. Desweiteren finden normale Mikroschalter aus dem Elektronikhandel Verwendung. Das Herzstück ist die Kamera: Ich verwende die Olympus [mü]1, die ich extra für diesen Einsatz gebraucht erworben habe. Man aber natürlich jedes andere Kameramodell benutzen, Hauptsache, die Kamera verfügt über einen automatischen Filmtransport und möglichst über ein Weitwinkelobjektiv. Für die Fernsteuerung kann jede Fernsteuerung aus dem Modellbau benutzt werden. Mindestvorraussetzung sind 3 Funkkanäle (Hoch/Runter, Links/Rechts, Auslöser). Ich benutze ein gebrauchtes Modell von Robbe, daß eigentlich für die Steuerung von Helikoptern gedacht ist und damit mit der KAP etwas unterfordert ist :-)

Funkbedienung
Je ein Kanal der Fernsteuerung steuert die Links-Rechts-Bewegung, die Hoch-Runter-Bewegung und einen motorisierten Auslöser.
Für die Links-Rechts-Bewegung wurde an der Aufhängungsachse ein Zahnrad fest montiert. In dieses Zahnrad greift ein kleines Zahnrad ein, das direkt auf der Achse eines Servomotors montiert ist, der wiederum schon am schwenkbaren Kameragehäuse montiert ist. Somit kann sich das Gehäuse über die kleine Übersetzung der beiden Zahnräder um die Aufhängungsachse drehen. Ein Problem dabei ist, daß alle mir bekannten Servomotoren keine 360-Grad Rotation ermöglichen sondern nur einen maximalen Ausschlag von ca. 160 Grad in beide Richtungen. Durch einen entsprechenden Umbau (siehe Anhang A) ist aber eine endlose Rotation möglich.
Die Hoch-Runter-Bewegung wurde durch einen am Gehäuse montierten Servo realisiert, dessen angebrachtes kleines Zahnrad in ein größeres Zahnrad greift, welches fest mit dem beweglichen Teil mit der Kamera verbunden ist. Auch hier wurde ein umgebautes Servo benutzt.
Der dritte Servo für den Auslöser ist ein nicht umgebauter Servomotor, der über einen kleinen Hebel und ein kurzes Stück Schnur 2 Mikroschalter kurz hintereinander auslöst. Die beiden Kontakte entsprechen der üblichen Bedienung moderner Kameras: der erste Kontakt entspricht den Auslöser der Kamera leicht antippen um die Schärfe des Autofocus einzustellen. Der zweite Kontakt entspricht dem endgültigen Durchdrücken des Auslösers um die Belichtung zu starten (näheres zu dieser eher unüblichen Lösung siehe Anhang B).

Weitere Kleinigkeiten
Das Problem der KAP ist, daß man nicht mehr sieht, in welche Richtung die Kamera zeigt sobald sie mehr als 40 Meter in die Luft gelassen wurde. Ich habe das Problem etwas entschärft, indem ich zwei verschiedenfarbige Wimpel genäht habe, die über zwei Glasfaserstäbe horizontal nach hinten zeigend an der Kamera-RIG angebracht werden. Dabei ist, wie auf dem Bildrechts gut zu erkennen, ein roter Wimpel fest am oberen Teil des Gehäuses angebracht, während der blaue Wimpel an dem beweglichen Teil neben der Kamera angebracht ist. Dadurch kann man vom Boden aus noch recht lange erkennen, in welche Richtung und mit welcher Neigung man gerade photographiert.
Damit ich bei passendem Wind und Sonnenschein alles schnell griffbereit habe, habe ich alles, was ich für die KAP brauche in einem alten Photokoffer untergebracht. Dabei sind immer:
- Die KAP-RIG (logisch:-)
- Das Aufhängependel
- Die Fernbedienung
- Ein Erd-Anker, falls kein Helfer für den Drachen dabei ist
- Die Wimpel zur Richtungsausrichtung
- Ein Fernglas um zu sehen, was da oben genau abgeht .-)
- Linsenpinsel
- Ersatzfilme
Nur der Zugdrache ist nicht im Paket. Dieser wird je nach Windverhältnissen ausgesucht. Normalerweise sind es zwei Drachen die ich derzeit verwende: ein Deltadrachen sowie meinen großen Multiflare (allerdings brauche ich für diesen Drachen einen Helfer).

 

Nachbau:
Der Nachbau der hier vorgestellten Kamerahalterung ist ausdrücklich erlaubt und gewünscht ! Der Autor freut sich über jede Anfrage zum Bau von Kamerahalterungen !

Anhang A: Umbau der Servomotoren

Eine Grundanforderung für die verwendeten Servos ist eine Drehung um 360 Grad. Leider ist mir kein solches Servo auf dem Markt bekannt, so daß man gezwungen ist ein handelsübliches Servo zu modifizieren. Durch sehr interessante KAP-Kontakte im Internet (siehe meine Linkseite) war der Umbau kein Problem mehr: Ich benutze die S21-Servos von Conrad-Elektronik, die preislich sehr interessant sind und sich hervorragend für den kleinen Umbau eignen. Um eine 360-Grad Rotation zu erreichen ist das Servo zu öffnen. Beim S21-Servo ist die Hauptachse mit dem Zahnrad fest mit einem Potentiometer verbunden, der normalerweise die Rückstellung der Hauptachse in die Nullstellung ermöglicht. Da eben diese Rückstellung nicht erwünscht ist, wird die Achse dieses Potentiometers so abgesägt, daß sie nicht mehr in das Zahnrad der Hauptachse greift. Dadurch ist zum einen der Links-Rechts-Anschlag des Potentiometers entfernt und zum zweiten erfolgt nun nach einer Auslenkung keine Rückstellung mehr. Ausserdem sind im Gehäuseboden noch 2 weitere Plastik-Anschlagstutzen wegzufeilen, die normalerweise die Auslenkung der Servo-Achse begrenzen sollen. Fertig. Nach dem Zusammenbau hat man nun ein Servo, daß in beide Richtungen beliebig lange gedreht werden kann und das sich nicht wieder zurückstellt, wenn man den Steuerknüppel lösläßt.

Anhang B: Realisierung des Auslösers

Der Auslöser einer handelsüblichen aktuellen Kamera hat normalerweise zwei Kontakte: Durch leichtes Antippen des Auslösers wird der Autofocus und die Belichtung aktiviert. durch festes Durchdrücken des Auslösers wird die eigentliche Aufnahme ausgelöst. Diese zwei Kontakte habe ich über drei Drähte durch direktes Einlöten in die Kamera über eine Steckverbindung nach aussen geführt. Die Aufgabe der beiden Kontakte übernehmen nun zwei Microschalter, die nebeneinander fest an die KAP geschraubt wurden. Um diese Kontakte ferngesteuert auszulösen sitzt ein kleines Blech unter den Schaltern, das auf der einen Seite über ein kleines Gelenk an den Mikroschaltern befestigt ist und auf der anderen Seite über ein kurzes Stück Schnur von einem Servo-Motor (hier ein nicht umgebauter Servo mit Rückstellung !) hochgezogen und gegen die Kontakte gepreßt wird. Damit die beiden Kontakte nicht gleichzeitig ausgelöst werden sondern wie der normale Kameraauslöser beide Kontakte kurz hintereinander auslöst habe ich das Auslöseblech leicht verdreht, so daß es zuerst gegen den einen Kontakt und erst dann gegen den zweiten Kontakt drückt. Da die Servo-Motoren recht kräftig sein können und dieses Blech sich durch den Druck auf die Schalter nicht zurückbiegen kann wird zwischen Servo und den Mikroschaltern eine kleine Feder in die Schnur geknotet die einen zu starken Zug abfängt.
Das Einlöten der Auslösekabel in die Kamera ist vielleicht eine etwas brachiale Methode hat aber den Vorteil, daß Gewicht gespart wird im Vergleich zu KAPs, bei denen der Servo-Auslöser uber eine zusätzliche Aluschiene über der Kamera den Auslöser direkt auslöst.

Anhang C: Die Pendelaufhängung

Die meisten KAP-RIGs werden an einem Seilsystem an der Drachenleine befestigt, die die Kamera horizontal jederzeit in Balance hält. Da die dafür nötigen Rollen aber schwer zu beschaffen sind, kam ich für diese KAP auf einen einfachen Gedanken: Parallel zur Drachenleine wird ein kurzes Alu-Kantrohr eingehängt. In diesem Rohr wird über ein Gelenk ein weiteres, langes Stück Alurohr befestigt, das als langes Pendel dient. In das Ende deses Rohres wird einfach die Hauptachse der KAP-RIG gesteckt und mit einem Splint gesichert. Durch das zur Drachenleine parallele Stück Rohr kann das Gehäuse nicht mehr ungewollt rotieren. Das Pendel wiederum dient zur Stabilisation der Kamera, da kurze heftige Hin-und Herbewegungen des Drachens an der Leine gut geschluckt werden. Eine Pendellänge von 75 cm hat sich als optimal erwiesen. Diese höchst einfache Aufhängung ist sehr effektiv und kann für die erste KAP sehr empfohlen werden.

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