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Stereokamera
Im Kino kommen gerade die 3D-Filme in
Mode. Höchste Zeit, sich mit dem Thema Stereobilder zu beschäftigen. Ist ja
eigentlich ganz einfach: 2 Bilder in einem gewissen Abstand vom gleichen Objekt
schießen und anschließend mit einer Gratissoftware aus dem Internet so lange
zusammenfummeln, bis der räumliche Eindruck entsteht.
Ich bin im Besitz einer normalen Canon-Digitalkamera. Für die meisten
Canonkameras gibt es
einen netten Hack
(CHDK), mit dem man eigene Software einspielen
kann und viele Features im Kamera-Betriebssystem dazu bekommt. Unter anderem kann
man einen Modus aktivieren, der beim Antippen des Auslösers die Kanten des
Bildes vektorisiert und als gelbe Kantenlinie über das aktuelle Bild legt. Das
vereinfacht die Stereophotographie erheblich: Erstes Photo schießen, die Kamera
danach ruhig halten und soweit nach recht verschieben, dass die gelben Kanten für
weit entfernte Objekte bündig bleiben mit dem Objekt. Aber für nahe Objekte
sollten die gelben Kanten sich 2-3 mm von der anderen Kante entfernen und dann
kann man das zweite Bild auslösen. Funktioniert mit ein wenig Erfahrung recht
gut, aber nur bei unbeweglichen Objekten. Bei bewegten Objekten klappt es nicht,
da sich Teile des Bildes verschieben, hier ist man gezwungen die beiden Bilder
zeitgleich zu schießen.
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Meine Lösung: Kaufe 2 alte Digitalkameras, die kein Mensch mehr haben möchte (bei
mir zwei Canon Ixus der ersten Generation), vergewaltige diese indem man sie
auseinander nimmt und ganz vorsichtig auf die Folienplatine drei Drähtchen an
geeigneter Stelle in der Nähe des Auslösers auflötet: Masse, Antippen (Messen)
und Auslöser. Bitte nur bei alten Kameras machen und mit einiger Löterfahrung!
Kurz zu lange mit dem Lötkolben drauf gehalten und die Platine ist zusammen
geschrumpelt. Bei einer Kamera ist mir der Lötpunkt abgebrochen und ich musste
die Leiterbahn um die ganze Kamera herum verfolgen, bis ich wieder einen Punkt
fand, an dem ich mein letztes Kabel doch anlöten konnte. Das war aber auch schon
der schwierigste Teil.
Von der Feinmotorik zur Grobmotorik: Wir brauchen jetzt ein System, das beide
Kameras aufnimmt, die Höhe konstant hält und dennoch die Veränderung des
Abstandes erlaubt. Ich habe mir um eine Blitzschiene (mit der ich den Abstand
der Kameras je nach Objekt verändern kann) ein Gehäuse aus soliden Aluprofilen
zusammengesägt.
Aber warum hängt die eine Kamera bei mir verkehrt herum? Der Augenabstand ist so
um die 7-8 cm. Würde ich beide Kameras einfach nebeneinander stellen, so wäre
der Abstand der Objektve größer gewesen und das hätte dem 3D Effekt speziell
bei nahen Objekten nicht gut getan. Da das Objektiv nicht in der Mitte der
Kamera sitzt, habe ich eine Kamera einfach auf den Kopf gestellt, so dass sich die
Objektive wieder näher kamen.
Nun war alles bereit: Ein paar LEDs wurden hinten noch eingelassen für die
Parametrisierung und noch 2 Taster. Mit dem ersten Taster wird das gewünschte Programm
im Prozessor ausgewählt und mit dem Zweiten gestartet.
Bei der Stereoaufnahme wird bei der Auslösung zuerst der aus der Kamera
herausgeführte Einmessdraht mit dem Massedraht über ein kleines Relais vom
Prozessor kurzgeschlossen (natürlich in beiden Kameras gleichzeitig). Die
Kameras messen nun und sollten nach 3 Sekunden schussbereit sein. Dann wird der Auslösedraht über ein anderes Relais mit Masse verbunden und
somit die Belichtung ausgelöst. Über die eingearbeiteten LEDs läuft noch ein
Balken bis zur Auslösung rückwärts, damit man sieht, wann wirklich ausgelöst
wird.
Die Wartezeit zum Messen ist immer nötig! Würde man alle 3 Kontakte gleich
kurzschließen, so würden beide Kameras zwar auslösen, aber haben sehr
wahrscheinlich unterschiedlichen Zeitbedarf für die Scharfstellung und Messung.
Sie würden dann nicht wirklich gleichzeitig auslösen und darauf kommt es hier ja
schließlich an.
Wenn man schon so einen Aufwand mit Kameras betreibt, dann muss man noch ein
wenig weiterspielen. Ich habe dem Prozessor noch andere Programme spendiert, mit
denen man hochauflösende Zeitrafferaufnahmen machen kann. Dazu stellt man über die
LEDs einfach den Zeitabstand zwischen den Bildern ein (möglich sind zwischen 5
und 60 Sekunden). Nach dem Start wird immer über die LEDs angezeigt, dass
heruntergezählt wird und dann ein Bild geschossen. Das wiederholt sich so lange,
bis die Karte voll ist oder man nochmals den Auslöser zum Abbruch gedrückt hat.
Das Ganze passiert hier natürlich nur mit einer Kamera.
Falls sich jemand über den fetten Akku im Keller des Gehäuses wundert: Die
Akkus, die die uralten Kameras mitbringen, taugen absolut nichts mehr. Meine
haben gerade noch für 5 Bilder gereicht. Aber speziell bei den
Zeitrafferaufnahmen muss die Kamera evt. einen ganzen Tag aktiv bleiben. Ich habe
daher einfach einen schon vorhandenen Akku von meinem Modellauto genommen und ihn
auf 5 Volt geregelt. 5 Amperestunden dürften reichen :-)
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Die "nackte" Canon Digital Ixus
Die angelöteten Drähte in der Nähe des Auslösers
Platine mit vier Auslöser-Relais und Programmieradapter
Eingeschaltet, fertig für den nächsten 3D-Schuss
Größerer Objektivabstand für ferne Objekte |
Hier noch ein paar Beispiele. Um sie zu betrachten benötigt man aber
eine Rot-Cyan-Brille, die Zeitschriften beiliegen oder die man beim
Optiker billig besorgen kann.
Bitte klickt auf die Bilder um sie zu vergrößern! Sie wirken am besten bildschirmfüllend und in einem eher dunklen Raum.
Garten- und Basteltisch-Impressionen (bitte
anklicken)
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Bilder aus Mainz (bitte anklicken) |
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