| | Seifenblasen-Maschine
mit Wellenantrieb
Wer öfters auf die
größeren Drachenfeste besucht hat, ist bestimmt schon mal staunend vor einer
Windspiel besonderer Art stehen geblieben: Der Seifenblasenmaschine. Mir ging
das auch so und seit Jahren wollte ich mir auch so eine Maschine bauen. Endlich
hatte ich wegen eines Jobwechsels etwas Zeit und ausserdem 2 Kinder im richtigen
Alter für die Argumentation gegenüber der Ehefrau. Nach 2 Tagen war sie fertig
und hat auf Anhieb wunderbar funktioniert.
Den Spaßerzeuger hängt man unter einem Zugdrachen oder
der Besitzer hängt sie einfach an einer Angel in den Wind. Sogar Windstille ist
kein Problem: Man dreht die Angel einfach im Kreis. Das reicht schon aus um
Tausende von Blasen in Sekundenschnelle zu erzeugen und damit dem Publikum
während der Windstille bei Laune zu halten.
Ich will meine Maschine hier recht genau vorstellen, damit
ein Nachbau problemlos möglich sein dürfte. Auf genaue Maße verzichte ich
aber bewusst, da Sie beim Bau wohl immer andere Bauteile einsetzen werden da es
keine festgesetzten Bezugsquellen gibt.
Es gibt unterschiedliche Varianten: Die Unterschiede
liegen meistens in der Kraftübertragung vom Windrad auf die Antriebswelle. Oft
werden hier Gummis oder Zahnradriemen eingesetzt. Einmal habe ich eine Variante
gesehen, in der 20 unter einander montierte Zahnräder die Kraft übertragen
haben. Ich wollte eine Maschine bauen, die von aussen möglichst
"untechnisch" aussieht und auf Gummis verzichten, da diese immer dem
Alterungsprozess unterliegen. Da hatte ich die Idee, die Kraft per Welle
innerhalb des Halterohrs zu übertragen, so dass man von aussen überhaupt keine
Bauteile sieht. Auserdem haben wir hier recht unterschiedliche Windverhältnisse
in Worms, so daß ich ein Konzept überlegt habe, wie man je nach
Windbedingungen das Windrad austauschen kann.
Die Probleme
Die Seifenblasenmaschine hat prinzipiell 2 Probleme:
Wie übertrage ich die Umdrehung des Windrades auf eine ca. 50 cm
weiterunterliegende Achse und wie lasse ich die untere Achse um einiges
langsamer laufen als das Windrad ? Würde man einfach mit einem Gummi die
beiden Achsen verbinden, so würden die Seifenblasenringe mit
Bohrmaschinengeschwindigkeit die Seifenlaufe aus dem Behälter schaufeln
und man hätte nasse statt interessierte Zuschauer.
Das Windrad
Das Windrad selbst habe ich mir erspart zu bauen.
Dazu gibt es in jedem Supermarkt zu viele Windräder, aus denen man sich
für ein paar Euro das passende aussuchen kann. Die Achse des gekauften
Windrade bohren wir in der Breite der eigenen Achse aus und verkleben sie
mit Sekundenkleber. Generell ist der Sekundenkleber bei meiner Lösung das
Allheilmittel, da ich aus Gewichtsgründen wenig Schrauben und stattdessen
viel Kohlefaserrohe aus dem Drachenladen verbaut habe.
In meinem Falle habe ich das Windrad (A) auf ein 4mm Kohlefaserrohr
geklebt. Zur Kraftumlenkung wird eine Zahnradschnecke etwas weiter hinten
auch auf die Achse geklebt. Alle Zahnradteile wie auch die Schnecken sind
in meiner Lösung aus Gewichtsgründen aus Plastik. Sie stammen aus einem
Zahnradsortiment, dass ich vor einiger Zeit bei Conrad Elektronik
erstanden habe.
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Jetzt will die Windradwelle
befestigt sein. Mein Wunsch war es, das Windrad gegen ein Anderes schnell
austauschen zu können. Die Lösung die dabei heraus kan ist höchst
einfach: Auf einem Kreuzverbinder ((E) Eddykreuz 6mm aus dem Drachenladen)
wurde ein 6 mm Kohlefaserrohr (CFK) in der Mitte eingeschoben. Jetzt
wurden die beiden Enden von oben durchbohrt und zwei 8mm Pfeilnocken (C)
dadurch befestigt. Diese Pfeilnocken nehmen normalerweise beim Drachenbau
am Flügelende Gummi- oder Spannschnüre auf. Aber hier kann man die
4mm-Achse wunderbar einklippen, die Achse kann nicht mehr herausfallen hat
aber noch gut Spiel so dass die Achse sich leicht drehen kann. und man
kann die Achse mit einem Handgriff wieder rausdrücken um die
Transportmaße zu veringern oder eine andere Welle mit einem größeren
Windrad einzusetzen. Zwischen den Pfeilnocken und der Zahnradschnecke habe
ich einfach noch zwei kurze Stücke 6mm CFK-Rohr aufgeschoben (nicht
verklebt), damit die Welle in der Mitte bleibt (D).
Die Längsachse
In dem Eddy-Kreuz steckt ja schon das 6 mm CFK-Rohr
(H), dass etwas seitlich der Zahnradschnecke endet. Wichtig ist, dass das
Ende der Rohres vor der zukünftigen Reibung an beiden Enden geschützt
wird, sonst wird das Rohr bald ausbrechen. Ich habe dazu einfach die
beiden Zacken einer 6mm-Pfeilnocke abgesägt, geschliffen und aucf der
Rohrende geklebt. In der Mitte habe ich noch ein 2 mm Loch gebohrt durch
das nun die Achse eingezogen wird. Die Achse, die die Kraft innerhalb des
Rohres übertragen soll ist ein 2 mm CFK-Vollstab. Dieser Stab ist sehr
verwindungssicher und hält einiges aus. Am oberen Ende wurde ein
Minizahnrad mit 10 Zähnen (G) geklebt und in das Längsrohr eingeführt,
so dass es unten wieder herausschaut. Das Zahnrad muss so befestigt
werden, dass die Zähne genau in die Zähe der Zahnradschnecke greifen.
Damit ist der obere Teil auch schon fertig.
Am unteren Ende wird zuerst wieder ein Eddykreuz aufgeschoben. Er dient
zum einem als Halterung für die Wanne mit Seifenlauge und schützt
gleichzeitig das Rohr am Ende vor Ausfranzungen. Damit die rausschauende
Achse nun genau geführt wird, habe ich unten in das 6mm-Rohr ein 2
cm-langes 4mm Rohr eingeklebt. Dieses wiederum hat einen Innendurchmesser
von 2mm, so dass die 2mm-Achse exakt geführt und doch keinen großen
Reibungsverluist hat. Dirket nach dem Ausgang wurde eine weitere
Zahradschnecke auf die Achse geklebt. Bitte immer auf etwas Spiel achten,
die Achse soll sich nach oben und unten ruhig 1mm bewegen können,
schließlich soll sie sich ja nicht verklemmen.
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Die Seifenblasenringe
Die Ringe selbst sind schnell besorgt. Entweder man kauft
6 kleine Seifenblasenflaschen für Kinder im Spielzeugladen und sägt die Ringe
samt Stiel am unteren Ende ab oder man biegt sich selbst welche aus Draht. Wegen
der schönen Farben under besseren Laugenaufnahme habe ich mich für erstere
Lösung entschieden.
Zur Aufnahme der Seifenblasenringe habe ich das Mittelstück eines ausgedienten
Windspielsgenommen und 6 radialle Löcher im gleichen Abstand gebort. Man kann
aber im Drachenladen solche Aufnahmen auch kaufen, hier werden sie als
Mittelverbinder für Sterndrachen angeboten.
In die Löschen klebt man nun die Stiele der Ringe wobei natürlich schon auf
die spätere Windrichtung und die Größe der eingesetzten Teller geachtet
werden muss.
Die Wanne mit
Seifenlauge
Für die Wanne muss man ein wenig die Supermärkte
abklappern: Gesucht werden 2 stabile Plastik-Teller mit dem richtigen
Radiius und einem möglichst ebenen Boden. Gebogene oder gewellte Böden
sind hier nicht zu gebrauchen. Die Tellen sägt man etas überhalb der
Hälfte ab und schleift die Ränder glatt. Wer kein Freud von
stundenlangen Sägen ist und der den Gestank aushält, kann die Teller
auch mit einem Lötkolben zerteilen.
Jetzt werden die beiden Hälften aufeinander gelegt und in regelmässigen
Abständen in den äussersten Rand Löcher durch beide Hälften gebohrt.
Jetzt noch die Löcher mit Schreiben und Muttern gefüllt und die beiden
Hälften zusammenschrauben. Dies kann je nach Tellerausführung aber zu
Problemen führen, die die Bohrungen eventuell doch so weit im Teller
sitzen, daß die Lauge später diese als Fluchtweg benutzt. Man kann sich
mit Einmachgummis oder zusammengelegten Fahrradschlauchen behelfen, die
man zwischen den Tellerhälften mit einschraubt, In meinem Falle hatten
die Teller einen so ungünstigen scharfen Rand, dass ich mit Silkon
abdichten musste (Ich muss dazu sagen, dass ich nach 5 Jahren
Hausrenovierung genug von der Silkon-Sauerei hatte und daher
verständlicherweise eine andere Lösung gerne vorgezogen hätte).
In der Mitte der Teller noch 2 Löcher für die Achse gebohrt und fetig
ist die Wanne.
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Die Achse in der Wanne
Wer wie ich 2 halbflexible Teller einsetzt hat das
Problem, dass sich nach der Halbierung der Teller die Tellerböden nach innen
biegen. Um dem entgegen zu wirken, habe ich ein 4mm CFK-Rohr fest in die
Achsenlöcher eingeklebt (M), die gleichzeitig die Tellerböden wieder etwas
nach aussen drücken und die Wanne gleichzeitig stabilisiert. Um die Achse
sicher zu verkleben empfiehlt es sich an den Aufnahmen auf beiden Seiten noch
Clips oder aufgeschobene Rohrstücke mit die vekleben sonst hat das Ganze keinen
Halt.
Auf die 6 mm-Achse wird nun die Halterung mit den Seifenblasenringen (L)
geschoben und direkt daneben ein kleines Zahnrad (K), das an die Halterung fest
angeklebt wird. Dabei müssen das Zahnrad und die Halterung sich leicht auf der
Achse drehen lassen also nicht mit der Achse verkleben !
Damit die Ringe später exakt in der Mitte der Tellerwanne sitzen werden auf
beiden Seiten noch kleine 6 mm Rohrstücke aufgeschoben, die auch nicht verklebt
werden sollten.
Jetzt ist die Wanne stabil und die die Seifenblasenringe lassen sich schon
leicht durch den Teller drehen. Jetzt fehlt noch der Antrieb.
Das Getriebe
Jetzt kommt erst etwas Mathematik: Jeder hat seine eigene
Vorstellung davon, wie schnell sich die Ringe durch die Lauge bewegen sollen.
Ich empfehle, dass sich jede Sekunde ein neuer Ring mit Seifenlage aus dem
Teller in den Wind drehen soll. Das entspricht bei 3 angebrachten Ringen einer
Geschwindigkeit von 1/6 Umdrehungen pro Sekunde.
Das eingesetzte Windrad ist zwar klein aber hat steil angesetzte Flügel.
Messungen ergaben, dass es sich bei Bewegungen an einer Angel bei Nullwind ca. 6
Mal pro Sekunde dreht. Alles in allem muß also eine Übersetzung von 1:36
eingebaut werden. Das würde schon ein größeres Getriebe erfordern aber wir
setzen ja schon die Zahnradschnecken ein.
An beiden Schnecken wird ein kleines Zahnrad mit 10 Zähnen eingesetzt. Dies
bedeutet, dass sich die Schnecke 10-mal drehen muss, bis sich das Zahnrad einmal
um seine Achse gedreht hat. Da wir aber 2 Schnecken einsetzen, multipliziert
sich der Faktor: 10 * 10 = 100. also dreht sich das Zahnrad an der unteren
Schnecke (I) nur mit 1/100stel der Geschwindigkeit des Windrads. Wir müssen
also mit unserem Getriebe nicht langsamer werden sondern sogar noch um den
Faktor3 schneller !
Um dies zu erreichen ist das 10-zahnige Zahnrad an der Schnecke (I) über eine
Achse fest mit einem größeren Zahnrad (J) im inneren der Wanne verbunden (40
Zähne). Dieses grosse Zahnrad greift wiederum direkt in das kleine 10-zahnige
Zahnrad, das wir vorhin schon an die Ringaufnahme geklebt haben.
Wir erreichn daruch also wieder eine größere Geschwindigkeit an der
Wannenachse um den Faktor 4. Ingesamt haben wir also ein Umsetzungsverhältnis
von 4/100 = 1/25 über die gesamte Konstruktion, was unserem Wunsch von 1/36
schon recht nache kommt.
Das Umsetzungsverhältnis ist von jedem selbst zu bestimmen: Je nach
eingesetztem Windrad, den Windverhältnissen oder der Verfügbarkeit an
Zahnradgrößen kann sich jeder selber sein Optimum zusammenstellen. Obige
Rechnung war nur eine Bespielsrechnung, die sich auch in der Praxis bewährt
hat.
Noch ein Wort zur Getriebeachse: Die Achse, die die beiden
Zahnräder I und J verbindet muss gut geführt werden, damit sich die
Zahnrädern nicht verweinden können und guten Kontakt zu den anderen
Zahnrädern haben. Ich habe die 4 mm -Achse wieder in einem möglichst langen 6
mm CFK-Rohr geführt, die durch zusätzliche Clips an der Wanne an beiden Seiten
gesichert wurde.
Die Postition der Achse am Teller zubestimmen ist nicht ganz einfach und muss
sehr genau gemacht werden. Am einfachsten geht es wohl, wenn man zuerst die
Achse (M) etwas aus der Wanne herausstehen lässt und darauf ein Zahrad
aufstckt, wie es auch im Inneren benutzt wird. So kann man das große Zahnrad
exakt auf der Aussenseite der Wanne ausrichten und die Bohrung korrekt ansetzen.
Erst nach der Anbringung der Getriebeachse sollte man die Längsstange samt
Schnecke anbringen.
Generell ist noch zu sagen: Ein Windrad hat nicht so viel Kraft wie ein
Akkubohrer, also macht im das Leben so leicht wie möglich! Achtet auf
leichtgängige Achsen und passende Zahnradabstände. Die Zahnräder müssen
immer Spiel haben und dürfen nicht kraftvoll einander gepresst werden.
Und jetzt ab zu den Kindern !
Ich hoffe, ich habe die Konstruktion verständlich
rübergebracht und hoffe, dass ich auf zukünftigen Drachenfesten mehr
Seifenblasenmaschinen bewundern darf. Auch wenn sich dieser Artikel kompliziert
anhört, so ist der Bau doch relativ einfach wenn man etwas Geschick mitbringt.
Bei mir hat der Bau knappe 2 Tage gedauert und meine Kinder waren begeistert.
Also ran an die Teller! Und natürlich freue ich mich über jedes Photo von
euren Werken, dass ihr an JoHerz@codev.de
schicken könnt.
Viel Spaß, euer Jochen 'Nunz' Herz
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